Samstag, 8. März 2014

1824: Oberamtsbeschreibung von Pfullingen (10)


Blick auf Pfullingen 1934
Bildertanz-Quelle: Geschichtsverein Pfullingen

Die Gemeindeverwaltung hat mit einer starken Schuldenlast, und einem Steuerausstand von 60.000 fl. zu kämpfen. S. Tab. VI.
In früheren Zeiten bildete Pfullingen mit den 5 Dörfern: Unter- und Ober-Hausen, Honau, Klein-Engstingen und Holzelfingen ein Unteramt von Urach, das von dem Keller zu Pfullingen als fürstlichem Amtmann verwaltet wurde, und Urach blos in Beziehung auf hohe Gerichtsbarkeit untergeben gewesen zu seyn scheint. Eine nähere Verbindung des Amtes mit Urach soll erst während des dreyßigjährigen Kriegs, wo die Bevölkerung so sehr abnahm, vorgegangen seyn. Gleich nach dem dreyßigjährigen Kriege fingen die Pfullinger an, über ihre Verbindung zu klagen und um Trennung von Urach zu bitten. Im Jahr 1699 erging endlich der Befehl: „daß Pfullingen mit seinen 5 Dörfern auf eine Probe 10 Jahre lang von Stadt und Amt Urach separirt und für ein absonderliches Amt, wie andere Stätt und Ämbter im Herzogthumb auch declarirt seyn solle.“ Bey dieser Trennung blieb es denn auch, und Pfullingen wurde auf diese Weise ein eigenes Oberamt und 1711 wurde auch ein eigenes Dekanat errichtet, in dessen Sprengel noch mehrere Uracher Amtsorte gezogen wurden. Der Ort Pfullingen war somit in derselben Lage, wie jetzt die Dörfer und Oberamtssitze Spaichingen, Gerabronn u. a. und auch bis 1700, also bis zur Trennung von Urach, hieß Pfullingen Flecken; erst von dieser Zeit an, da es ein eigenes, selbstständiges Amt bildete, wurde es Stadt genannt, ohne daß es je Stadtrecht, oder durch Mauern und Thore das äußere Ansehen einer Stadt erhalten hätte. Pfullingen selber leitet seine Eigenschaft als Stadt in dem Stadtlagerbuch erst von dieser Zeit ab. Wenn also Sattler und Andere Pfullingen schon in frühen Zeiten und unter den Grafen zur Stadt werden lassen, so ist dieß unrichtig. Indeß hatte es doch schon im Jahr 1596 von Herzog Friedrich, der gern den Verkehr von Reutlingen abgeleitet hätte, nebst der Jahrmarksgerechtigkeit auch den städtischen Vorzug eines Wochenmarkts erhalten. Auch war der Flecken lagerbuchmäßig „wie ein Statt im Fürstenthumb Würtemberg“ mit Galgen, Stock und Pranger, so wie mit Gyssibel und Halseisen geziert.

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